Manche Objekte haben etwas Besonders an sich: Vielleicht sind sie besonders schön oder sie haben eine besondere Geschichte – oder sie gefallen „einfach so“. In der Kategorie „Lieblingsobjekte“ stellen wir solche Stücke vor.
Heimatstube Elbingerode
Die Heimatstube in Elbingerode (Niedersachsen) – nicht zu verwechseln mit Elbingerode (Harz)! – ist eines der kleinsten Heimatmuseen, die in diesem Blog vertreten sind. Die Sammlung besteht überwiegend aus Fotos aus der Dorfgeschichte und einigen historischen Alltagsgegenständen und kleinen Geräten. Aber die Heimatstube hat auch einige besonders gut erhaltene textile Objekte zu bieten. So sind zum Beispiel mehrere Festtags- und Alltagskleider aus der Zeit um 1900 zu bewundern. Auch diese unscheinbar wirkende Flügelhaube gehört dazu.
Flügelhaube? Schlunderhut, Holländer, Helgoländer, … !
Solche Hauben waren unter vielen verschiedenen Namen in weiten Teilen Deutschlands verbreitet. Von etwa 1870 bis in die 1950er Jahre hinein dienten sie den Frauen als Staub- und Sonnenschutz bei der Feldarbeit. Typischerweise sehen diese Hauben um den Kopf herum ähnlich wie ein Verdeck aus: Durch die gebogenen Stäbchen halten sie ihre Form und lassen sich mehr oder weniger weit ins Gesicht ziehen. Hinten und an den Seiten sind Stoffteile angebracht, die über Schultern und Nacken fallen. Sehr häufig sind die Hauben aus recht festem weißen Baumwollstoff mit einem Muster aus blauen Sternchen, Blüten oder Punkten.
Im Museum Europäischer Kulturen in Berlin findet sich zum Beispiel ein Exemplar aus Westfalen, dass der Elbingeröder Haube sehr ähnlich ist:
Solche Hauben waren nicht als modisches Accessoire oder Teil einer Tracht gedacht, sondern dienten nur als Arbeitsschutz. Viele Exemplare waren deshalb bereits verschossen und verschlissen, als sie ihren Weg in Museumssammlungen fanden. Die Haube in Elbingerode wirkt jedoch fast wie neu. Der Stoff hat keine Löcher und ist fast nicht vergilbt. Wahrscheinlich wurde diese Haube also nur wenige Male getragen. Man kann deshalb die Vermutung aufstellen, dass sie eher aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammt, als die Arbeit ihrer Besitzerin zunehmend von Maschinen übernommen wurde. Vielleicht wohnt ja in Elbingerode noch jemand, der mehr weiß?
(Text: Charlotte Kalla, Landschaftsverband Südniedersachsen)