Jedes Jahr feiert Wulften das Erntedankfest mit plattdeutschem Gottesdienst, Kuchen, Musik und viel Spaß. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr der Psalmvers: „Aller Augen warten auf Dich, Herr, und Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit“. Der Erntedankgottesdienst fand in Hermanns Scheune des Heimat- und Geschichtsvereins Wulften statt, die mit jung und alt voll besetzt war. Das Gottesdienstteam hatte sich viel Mühe gemacht, die Texte, in denen es um den Wert und das Warten auf Nahrung, ging ins Wulftener Platt zu übersetzen. Erntedank – das heißt nicht nur danken für eine gute Ernte, für gute Nahrung, für Gesundheit und gute Freunde. Das heißt auch: Warten und Vertrauen auf alles, was noch kommt.
„Emma und Hermine“ zankten sich
Nach dem Gottesdienst erhielten Irmgard Waßmann, Rosi Mutio und Elvira Schaper für die Mitgestaltung des Gottesdienstes ein kleines Geschenk mit einem herzlichen Dankeschön von Pastor Dr. Engelmann und Lektorin Doris Ebeling. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Martina und Hinrich Grünhagen, die fast bei allen Veranstaltungen in Hermanns Scheune zu erleben sind. Der Auftritt zweier Klatschtante bereitete ebenfalls viel Spaß. Irmgard Waßmann und Rosi Mutio stritten sich als Emma und Hermine zuerst heftig auf Wulfsch‘ Platt, vertrugen sich am Ende aber auch wieder. Eine heitere Atmosphäre herrschte bis zum Schluss bei der Kaffeetafel mit leckeren selbstgebackenen Kuchen und Torten.
Text und Bilder: Elfriede Jork, Heimat- und Geschichtsverein Wulften
Alljährlich laden die Natur- und Heimatfreunde Rhüden zum Historischen Käsebrotessen ins Rhüdener Hotel „Zum Rathaus“ ein. Auch in diesem Jahr folgten über 80 Gäste dieser Einladung. Bei Harzkäse, Schmalz, Gurke, Brot und guter Unterhaltung verlebten sie einige schöne Stunden.
Die Rolle des traditionellen Ausrufers hatte diese Jahr Marcus Ballay inne. Ausgestattet mit Klingel und Stock verlas er die aus dem Jahr 1810 stammenden Regularien des zünftigen Essens:
Alle Bauern, Knechte und übrigen Untertanen, die verpflichtet sind, Spann- und Handdienste zu leisten, erhalten von ihrer Herrschaft um die Mittagszeit ein Stück Brot, Käse und als Trunk ein Quartier Dünnbier. Branntwein soll nicht ausgeschenkt werden. Er würde nur zu Trunkenheit führen und große Arbeitsunlust hervorrufen. […]
Trunkene Untertanen, die pfeifen, trommeln oder gar laut unsittliche Lieder singen, wobei der Gottesdienst gestört wird, werden vom Amt unnachsichtig bestraft.
Es folgten plattdeutsche Geschichten, vorgetragen von Friedrich Niehoff und Heinrich Bothe von den „Plattdeutschen Pfrünnen“ aus Bockenem. Mit lustigen Sketcheinlagen rundeten Erika Blech und Margret Sansone das Begleitprogramm ab.
Käsebrotessen 1700-1850
Das Käsebrotessen in Rhüden hat eine lange Tradition. Seit ca. 1700 war es für die Bauern und Handwerker der Lohn für geleistete Arbeit. Auch als die Löhne zum Ende des 19. Jahrhundert stiegen, behielt man die Tradition bei, zum Ende des Kirchenjahres, also kurz vor dem 1. Advent, Käse, Schmalz und Dünnbier aufzutischen.
Alles Käse?!
Beim Käsebrotessen werden jedes Jahr Spezialitäten einer kleinen Handwerkskäserei in der Region verspeist. Wussten Sie, dass Harzkäse und Harzer Käse zwei unterschiedliche Käsesorten sind? Im Gegensatz zum Harzer wird Harzkäse, auch Zellerfelder Bergkäse genannt, ausschließlich im Harz hergestellt. In Supermarktregalen ist er nur selten zu finden. Harzer Käse basiert auf Quark aus Sauermilch, während Harzkäse ein Süßmilchkäse ist!
Manche Objekte haben etwas Besonders an sich: Vielleicht sind sie besonders schön oder sie haben eine besondere Geschichte – oder sie gefallen „einfach so“. In der Kategorie „Lieblingsobjekte“ stellen wir solche Stücke vor.
Heimatstube Elbingerode
Die Heimatstube in Elbingerode (Niedersachsen) – nicht zu verwechseln mit Elbingerode (Harz)! – ist eines der kleinsten Heimatmuseen, die in diesem Blog vertreten sind. Die Sammlung besteht überwiegend aus Fotos aus der Dorfgeschichte und einigen historischen Alltagsgegenständen und kleinen Geräten. Aber die Heimatstube hat auch einige besonders gut erhaltene textile Objekte zu bieten. So sind zum Beispiel mehrere Festtags- und Alltagskleider aus der Zeit um 1900 zu bewundern. Auch diese unscheinbar wirkende Flügelhaube gehört dazu.
Solche Hauben waren unter vielen verschiedenen Namen in weiten Teilen Deutschlands verbreitet. Von etwa 1870 bis in die 1950er Jahre hinein dienten sie den Frauen als Staub- und Sonnenschutz bei der Feldarbeit. Typischerweise sehen diese Hauben um den Kopf herum ähnlich wie ein Verdeck aus: Durch die gebogenen Stäbchen halten sie ihre Form und lassen sich mehr oder weniger weit ins Gesicht ziehen. Hinten und an den Seiten sind Stoffteile angebracht, die über Schultern und Nacken fallen. Sehr häufig sind die Hauben aus recht festem weißen Baumwollstoff mit einem Muster aus blauen Sternchen, Blüten oder Punkten.
Im Museum Europäischer Kulturen in Berlin findet sich zum Beispiel ein Exemplar aus Westfalen, dass der Elbingeröder Haube sehr ähnlich ist:
Solche Hauben waren nicht als modisches Accessoire oder Teil einer Tracht gedacht, sondern dienten nur als Arbeitsschutz. Viele Exemplare waren deshalb bereits verschossen und verschlissen, als sie ihren Weg in Museumssammlungen fanden. Die Haube in Elbingerode wirkt jedoch fast wie neu. Der Stoff hat keine Löcher und ist fast nicht vergilbt. Wahrscheinlich wurde diese Haube also nur wenige Male getragen. Man kann deshalb die Vermutung aufstellen, dass sie eher aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammt, als die Arbeit ihrer Besitzerin zunehmend von Maschinen übernommen wurde. Vielleicht wohnt ja in Elbingerode noch jemand, der mehr weiß?
(Text: Charlotte Kalla, Landschaftsverband Südniedersachsen)
Heimatmuseen gibt es überall in Deutschland. Und überall zeigen sie, was ihre „Heimat“ besonders macht. Dafür findet jedes einen anderen Weg. Deshalb können sie auch für uns in Südniedersachsen Inspiration sein. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Reihe „Auswärtsspiel“ mit den Heimatmuseen außerhalb unserer Region.
Von der Heimatstube zum „Museum für Dorfkultur“
Die Heimatstube Exten wurde 1973 gegründet. Bis heute befindet sie sich in der ehemaligen Dorfschule. Im Laufe der Jahre wuchs die Sammlung auf über 2000 Objekte. Wie in vielen kleinen Museen platzten die Räume bald aus allen Nähten. Auch die Besucherzahlen nahmen immer weiter ab.
Doch die Heimatstube schaffte es, sich zu erneuern: Eine junge Extenerin studierte in Oldenburg im Masterstudiengang „Museum und Ausstellung“. Gemeinsam mit ihr und ihren Kommilitoninnen konnte der Heimatverein Exten seine Heimatstube von 2010 – 2014 neu aufstellen. Das neue „Museum für Dorfkultur“ wirkt hell und modern – und hat doch nichts vom Charme einer Heimatstube verloren.
Das Dorfleben in Exten in all seinen Aspekten darstellen
Die Hauptaspekte der neuen Dauerausstellung sind: Eine klare thematische Gliederung, eine durchgängiges Farbkonzept und eine Beschränkung der ausgestellten Objekte.
Leben – Arbeiten – Entdecken
Die Ausstellung ist in mehrere Themenbereiche gegliedert. Die einzelnen Themen sind durch Schlagworte an den Wänden gekennzeichnet. Im Bild oben sieht man den Bereich „aufwachsen“. Hier wird eine Schulbank mit Schreibutensilien ebenso ausgestellt wie die Schultafel, die an ihrem angestammten Platz in dem ehemaligen Klassenraum hängt. Auch Spielzeug, z.B. ein Schlitten gehört in diesen Bereich. Zu den weiteren Bereichen gehören unter anderem:
„arbeiten“ –
Noch vor 100 Jahren war die Korbflechterei eine der wichtigsten Einnahmequellen in Exten. Entsprechend ist ihr eine große Ecke in diesem Themenbereich gewidmet. Aber auch viele andere traditionelle und modernere Berufe, von der Heimspinnerin zum Arbeiter in der Getränkefabrik, finden ihren Platz an der Wand gegenüber der Tafel.
„entdecken“ –
Ein besonderer Bereich ist dieser unscheinbare Schreibtisch. Mithilfe dieser Station können Kinder das Museum für sich entdecken. In einem Heft bekommen sie Rätsel und Aufgaben gestellt. Um diese „Forschungsprojekte“ durchzuführen, finden sich in den gelben Kisten Materialien. Die Kinder finden dort zum Beispiel Papier, um der Heimatstube auf der alten Schreibmaschine einen Brief zu schreiben.
Der gelbe Rahmen
Überall in der Ausstellung findet sich das leuchtende Gelb als Markenzeichen der Heimatstube wieder. Es sieht aber nicht nur schön aus, sondern erfüllt auch eine Funktion. Die auffälligen Markierungen lassen die Besucherinnen und Besuchern darüber reflektieren, dass sie nicht „das echte vergangene Dorfleben“ sehen, sondern eine Interpretation dieser Vergangenheit. Der Rahmen auf der Schultafel erinnert beispielsweise daran, dass sie eben keine Schultafel in einer Schule mehr ist, sondern ein Museumsobjekt in einer Ausstellung.
Weniger ist mehr
Von den ca. 2000 Objekten der Sammlung werden im Augenblick nur noch einige hundert ausgestellt. Viele sehr ähnliche oder doppelte Objekte lagern nun in einem kleinen Depot. So können die Schmuckstücke der Sammlung in der Ausstellung zur Geltung kommen. Trotzdem sind die ausgelagerten Gegenstände Teil der Ausstellung. Per Computer können die Besucherinnen und Besucher nämlich auf das Inventar des Museums zugreifen. Auf diese Weise stehen ihnen alle 2000 Objekte zur Verfügung.
Sie möchten das Museum für Dorfkultur mit eigenen Augen sehen?
Heimatstube Exten – museum für Dorfkultur
Am Anger 2
31737 Rinteln-Exten
Öffnungszeiten: Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, 10:00 – 12:00 Uhr und nach Vereinbarung Webseite
Informationen, Adressen und Öffnungszeiten zu den südniedersächsischen Museen, die in diesem Blog vertreten sind, finden Sie hier.
Text: Charlotte Kalla, Landschaftsverband Südniedersachsen
Seit einigen Tagen hat die Heimatstube im alten Kalthaus in Ahlshausen-Sievershausen eine neue Attraktion: ein Milchbock, den Ortsheimatpfleger Siegfried Diedrich und Edwin Losch errichteten und der Heimatstube schenkten. Der Kulturverein freut sich besonders deshalb über das neue Exponat, weil es exemplarisch für einen wesentlichen Wandel im Alltag der beiden Dörfer steht.
Der Milchbock, nicht nur in unseren Dörfern ein Relikt aus vergangener Zeit, wurde z.B. auch in Westerhof erneut aufgebaut. Hier in Ahlshausen fügt er sich nun folgerichtig in ein Ensemble mit dem ehemaligen Kalthaus ein. Beides sind Zeugen einer vergangenen Epoche, in der die Menschen Gemeinschaft und Genossenschaft im Alltag lebten.
Milchböcke im Wandel der Zeiten
Vor den Milchböcken
Im 19. Jahrhundert, als es noch keine Molkereien in den Dörfern gab, mussten die Milchviehhalter ihre Milch selbst verarbeiten. So butterten z.B. die meisten Bauersfrauen selbst. Dafür gaben sie die Milch in flache Tonteller, sogenannte Tongreppen. Dann ließen sie sie so lange stehen, bis sich der Rahm abgesetzt hatte. Diesen füllten sie in ein Butterfass (in der Heimatstube zu besichtigen) und schlugen ihn zu Butter, welche man im eigenen Haushalt verbrauchte. Nur ein kleiner Rest kam zum Verkauf.
Um die Jahrhundertwende gründeten sich in Ahlshausen, Sievershausen und Rittierode Molkereigenossenschaften. Ihr Zweck war die professionelle Verarbeitung der von den Bauern gelieferten Milch. Vorstand und Aufsichtsrat setzten sich aus den Reihen der Mitglieder zusammen, während ein angestellter Molkereiverwalter den Betrieb in der Molkerei leitete. Die Butter und der Quark, die die Bauern nicht für den eigenen Bedarf zurücknahmen, kamen zum Verkauf. Der Erlös daraus wurde dem Konto der Genossenschaft gutgeschrieben. Die „Restprodukte“ (Molke und Buttermilch) verfütterten die Bauern schließlich an ihr Vieh.
Die Ära der Milchböcke
Einige Jahre späten schlossen die Molkereien in Rittierode und Sievershausen. Die Milch musste nun nach Ahlshausen transportiert werden. Seit dieser Zeit erledigten Milchfuhrleute das Abholen und Anliefern der Milch für die Molkereien. Die Fuhrleute waren in Sievershausen Karl und Heinrich Beck, in Rittierode Meyer und Kahle und in Ahlshausen Albert Koch und in der Folge Karl Baumbach.
Um die Abholung zu erleichtern, bauten die Molkereigenossen Milchböcke vor ihren Höfen an die Straße. Täglich gegen 6:00 Uhr morgens stellten sie die Milch in Kannen auf dem Milchbock zum Abholen bereit. Bei jedem Wetter waren die „Milchfahrer“ unterwegs. Sie lieferten die frische Milch in der Molkerei ab und luden die leeren Kannen und die mit der Buttermilch zum Rücktransport auf.
Ende 1968 stellte auch die Molkerei in Ahlshausen ihren Betrieb ein. Die damals 66 Genossen mussten ihre Milch nun an die „Central-Molkerei Kreiensen“ liefern.
Dazu war eine größere Zugmaschine nötig. H. Meyer und F. Teutsch übernahmen die Milchlieferung aus 26 Dörfern der Umgebung nach Kreiensen. Aber nach nur 8 Jahren war auch hier der Betrieb unrentabel geworden und damit die Schließung der Molkerei unausweichlich.
Der Milchbock verliert seine Funktion
Ab 1977 holte ein Tankwagen die Milch ab und brachte sie nach Markoldendorf. Auch diese Molkerei schloss 1992. Danach wurde erst nach Hansano Milchhof in Alfeld geliefert, später nach Hansano Göttingen und zuletzt nach Isernhagen bei Hannover.
Da der Tankwagen nur alle 2 Tage kam, musste die Milch in der Zwischenzeit auf 3° C gekühlt werden. Das stellte viele Bauern vor ein Problem: Um diese Temperaturen zu erreichen und die Kühlkette einzuhalten, mussten sie neue kostspielige Kühlanlagen anschaffen. Unter anderem aus diesem Grund hielten immer weniger Landwirte Milchkühe. Als letzter Betrieb im Dorf schaffte Fam. Bretschneider Anfang der 2000er Jahre die Milchkühe ab. Heute gibt es also keine Milchkuh mehr in Ahlshausen-Sievershausen.
Die soziale Bedeutung der Milchböcke
Ein Milchbock wurde meistens von mehreren Nachbarn geteilt. Die vollen Kannen mussten um 6 Uhr morgens gebracht und die leeren gegen 10 Uhr wieder abgeholt werden. So hatte man einen Ort, an dem man sich täglich begegnen und schnacken konnte, ohne den „Arbeitsplatz“ zu verlassen.
Besonders für die Jugend war es ein unverfänglicher Treffpunkt. So berichtet eine heute 64-jährige Dame: „Wenn ich in den Ferien in Ahlshausen war, setzten wir uns oft abends auf den Milchbock und es dauerte nicht lange, dann fuhren auch schon die Jungs mit ihrem Moped oder Fahrrad vorbei, schauten und kamen auf ein „Gespräch“ zurück.“
*Quelle: Ahlshausen-Sievershausen Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart II, Hrsg. Kulturverein und Ortsrat, 2000
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